Jetzt ist unserer Bundesregierung schon wieder etwas „Neues“ eingefallen: Sie wollen den Kindern in der Volksschule verbieten, ein Kopftuch zu tragen. Wo wir Kinderfreunde stehen, ist klar: An der Seite der Kinder.
Es ist daher ganz klar, was wir dem Kanzler und seinem Vize zu ihrem neuen Ablenkungsmanöver entgegnen: Hört endlich auf, eure Sündenbockpolitik auf dem Rücken von Kindern auszutragen! Ihr tut so, als wären euch die Kinder ein Anliegen. Doch wenn sie das wären, dann wäre euch klar, dass ein solches Verbot kein einziges Problem löst. Ihr wisst, dass es kaum Kinder gibt, die von diesem Phänomen betroffen sind, selbst die zuständigen Ministerien teilen das auf Anfrage des Nationalratsabgeordneten und KFNÖ-Landesvorsitzenden Andreas Kollross mit (http://andreaskollross.at/artikel/ernuechternde-antworten).

Ihr wisst auch, dass wenn es Kinder gibt, die zum Tragen eines Kopftuchs gezwungen werden, dass sich die Haltung der Eltern nicht dadurch ändern wird, dass ihre Töchter in der Schule gezwungen werden, das Kopftuch abzunehmen. Es braucht Unterstützung, Beratung und Gespräche mit der ganzen Familie. Nicht jedes Kopftuch ist ein Ausdruck für die Unterdrückung der Frau, manchmal hat das Tragen des Kopftuchs folkloristische Gründe oder die Mädchen tragen es, weil es ihre Mütter und Bekannten auch tun, so wie andere Kinder die Stöckelschuhe der Mutter anziehen und sich an den Bekleidungsgewohnheiten in ihrem Umfeld orientieren.

Was heißt das also? Man muss den Kindern und ihren Eltern zuhören. Man muss sich ihnen widmen und den Ursachen für die Situation auf den Grund gehen. Expert/innen sollen einschätzen, ob ein Kind gezwungen und unterdrückt wird und entschlossen handeln, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Man muss abwägen, was das Beste für das Kind ist, dafür braucht es Strukturen und Ressourcen – mehr Sozialarbeiter/innen, mehr Psycholog/innen, mehr Pädagog/innen. Das wäre die Antwort, wenn man sich die Frage stellt, wie man Kindern helfen kann, die gegen ihren Willen zum Tragen des Kopftuchs gezwungen werden. Doch das Gegenteil passiert – Ressourcen für Zusatzpersonal in Schulen werden gekürzt, bestehende Regelungen aufgeweicht, verländert oder abgeschafft, wie es gerade mit dem Kinder- und Jugendhilfegesetz passiert, obwohl praktisch alle Expert/innen dagegen sind. Ginge es darum, Kinder vor religiösem Einfluss zu schützen, wäre auch unsere jahrelange Forderung nach Ethikunterricht für alle an Stelle des Religionsunterrichts verfolg- und umsetzbar.

Wem jedoch auf derart komplexe Fragen nur ein Verbot von Kopftüchern in Bildungseinrichtungen einfällt, der denkt nicht an die Kinder, sondern ausschließlich an die eigenen Wählerstimmen. Wenn es gerade wieder eine Ablenkung gebraucht hat, weil der Vizekanzler eine peinliche SMS falsch verschickt hat. Und weil es immer wieder unglaublich gut ankommt, endlich mal die harte Hand gegen die bösen Ausländer/innen zu zeigen. Wie mutig es ist, seine Anpassungsfantasien gerade bei Kindern besonders hart durchsetzen zu wollen, kann ja jeder und jede selbst entscheiden.

Aber halt: Hier endet unser Grant noch nicht. Denn natürlich geht „Lasst unsere Kinder in Frieden“ nicht nur an die Adresse der Bundesregierung, sondern auch an jene Eltern, die glauben, dass es ein Gott, eine ethnische Zugehörigkeit oder irgendeine andere jahrhundertelange Tradition erfordert, Kinder zu unterdrücken, in eine Rolle zu drängen, sie in ihren Möglichkeiten zur Entfaltung einzuschränken, ihnen Gewalt anzutun oder, oder, oder! Kein Kind soll tragen müssen, was es nicht will, kein Kind soll für euren Glauben oder euer Weltbild leiden müssen. 

Für uns Kinderfreunde ist es nicht besonders schwer, unsere Position zu finden: Wir stehen immer und ausnahmslos auf der Seite der Kinder. Jeder und jede einzelne, der/die glaubt, sie für ihre eigene Selbstverwirklichung, Religionsausübung oder für rassistische Sündenbockpolitik unter Druck setzen zu können, der wird uns zum Gegner haben. Für uns ist klar, dass jedes Kind das Recht auf ein gutes Leben hat. Gerade im Hinblick auf den Kinderrechte-Tag möchten wir das besonders hervorstreichen: ALLE Kinder haben Rechte, die sie vor übergriffigen Eltern aber auch vor rücksichtslosen Politikern schützen. Diese durchzusetzen, das ist unsere ureigenste Aufgabe. Weil wir die Kinderfreunde sind. Für alle Kinder.