Man ist ja inzwischen einiges gewöhnt in der österreichischen Innenpolitik, von Einzelfall zu Einzelfall zeigen vor allem die Vertreter einer selbsternannten „sozialen Heimatpartei“, dass sie ein besonderes Talent für nicht besonders schlaue Wortmeldungen haben. Doch was der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Volker Reifenberger am Wochenende von sich gegeben hat, spielt dabei in einer eigenen Liga: Die Kinderfreunde seien „realitätsferne Gutmenschen“, wenn sie Kinder und Eltern bei ihren Kindermaskenbällen und Faschingsfesten ersuchen, auf Spielzeugwaffen zu verzichten. Verkleidungen ohne Pistolen, Revolver, Schlagstöcke, Maschinengewehre usw. würden „gar keinen Sinn machen“. „Wir“ seien alle mit Spielzeugwaffen aufgewachsen und „es hätte uns auch nicht geschadet“. Und außerdem müssten sich die jungen Menschen sowieso darauf vorbereiten, dass sie sich im Grundwehrdienst dann „mit Waffen auseinandersetzen müssten“.

 

Man könnte das lustig finden. Weil diese Aussagen so unfassbar plump sind, dass man sich schwer tut, sie als ernst gemeint wahrzunehmen. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass er es ernst meint. Daher versuchen wir, in kurzen und einfachen Sätzen darzulegen, warum der Abgeordnete Reifenberger falscher nicht liegen könnte.

 

Was er als „Gutmenschendiskussion“ abtut, ist eines der Grundprinzipien der Kinderfreundearbeit. Seit über 100 Jahren begleitet uns der Slogan „Die Waffe ist kein Spielzeug“. Vor allem nach den beiden Weltkriegen, denen Millionen Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen, sehen wir es als unsere Aufgabe, Kindern vorzuleben, wie schön Frieden ist und wie dankbar wir sein müssen, in einem friedlichen Land zu leben und dass wir wachsam sein müssen, damit das so bleibt. Daher ist es bei uns absolut selbstverständlich, dass wir Kinder nicht mit Waffen herumspielen lassen, weder am Nationalfeiertag am Heldenplatz, noch beim Kinderfasching.

 

Dass man das in der FPÖ nicht versteht, ist irgendwie nachvollziehbar: Wenn ein großer Anteil der eigenen Funktionäre ihre Freizeit damit verbringt, sich in irgendwelchen Kellern mit Säbeln gegenseitig das Gesicht aufzuschlitzen, dann findet man es vielleicht normal, dass Kinder mit Waffen herumlaufen. Über die Paintballspielchen mit Kehlenschnittübungen des Parteivorsitzenden brauchen wir da noch gar nicht zu reden.

 

Ich könnte noch auf einige Punkte eingehen, die die Aussage von Herrn Reifenberger so unfassbar machen, zum Beispiel auf die Frage, ob es denn „uns allen“ geschadet hätte, mit Spielzeugwaffen zu spielen. Ich würde im Hinblick auf den Zustand der Welt eher argumentieren, dass es bei vielen Leuten besser gewesen wäre, wenn sie als Kinder mit anderen Sachen gespielt hätten. Aber geschenkt. Ich lasse auch weg, dass er augenscheinlich nicht mitbekommen hat, dass auch junge, erwachsene Männer die Möglichkeit haben, den Dienst an der Waffe zu verweigern, kann ja passieren, den Zivildienst gibt es in Österreich ja auch erst seit 1975.

 

Doch am augenscheinlichsten, neben der historischen Unbedarftheit und ideologischen Verblendung des Abgeordneten, ist seine absolute Unwissenheit, wie es tatsächlich abläuft. Ich weiß nicht, ob er schon mal auf einem Kinderfaschingsfest war, es scheint jedenfalls nicht so. Wir Kinderfreunde veranstalten hingegen hunderte solche Feste in ganz Österreich. Von ganz großen im Wiener Rathaus oder den Grazer Kammersälen, bis zu ganz kleinen Festen in Volksheimen oder Gaststuben landauf landab.

 

Wir lehnen dort überall Spielzeugwaffen ab. Wir erklären den Kindern dann dort, dass sie die Waffen nicht brauchen. Weil sie beide Hände brauchen werden, wenn wir gemeinsam spielen. Dass auch Polizisten ihre Waffen nur im äußersten Notfall verwenden sollen. Dass wir es nicht gut finden, wenn man so tut, als würde man jemand anderen verletzen oder töten wollen. Und da passiert etwas, was sich Herr Reifenberger nicht vorstellen kann: Die Kinder verstehen das, es ist für sie überhaupt kein Problem. Weil auch sie gerne in Frieden und ohne Gewalt leben wollen, egal ob echt oder gespielt. Die Kinder sind nämlich schlau, was das betrifft. Sie haben dem werten Herrn Abgeordneten in dieser Frage so einiges voraus.