Einfache
Mathematik: 5 Wochen Urlaub – 9 Wochen Sommerferien. Das ist nicht die
schillerndste Erkenntnis dieses Blogs, dass sich das nicht ausgehen kann.
Selbst wenn beide Elternteile ihren gesamten Urlaub in den Sommermonaten
konsumieren können, so geht es sich mit Ach und Krach aus, gemeinsame Zeit als
Familie ist dabei jedoch in der gesamten Schulkarriere der Kinder praktisch
unerreichbar, noch gar nicht zu sprechen von anderen Ferien im Herbst, zu Ostern
oder über den Jahreswechsel. Was tun mit den Kindern? Natürlich haben wir als
Kinderfreunde mit unseren Camps bzw. Ferienbetreuungen in der Gemeinde oder im
Betrieb eine breite Palette an unterstützenden Angeboten für Eltern und
Familien. Doch kämpfen auch wir sehr stark mit dem Rückgang von öffentlicher
Unterstützung in diesem Bereich und die Angebote werden durch laufende
Kostensteigerungen einfach teurer und teurer und für finanziell benachteiligte
Familien immer schwerer zugänglich. Am Ende werden so mit diesen Angeboten nur
Symptome bekämpft, statt das Problem an der Wurzel zu packen: Familien brauchen
Zeit. Zeit für einander und Gewissheit, dass es außerhalb dieser Zeit sinnvolle
Betreuung und Bildung für ihre Kinder gibt. Aktuell ist die Situation so, dass
die Gesellschaft viele Familien in regelmäßigen Abständen vor unlösbare
Probleme stellt. Mit Ferienphasen, die länger sind als der Gesamturlaub der
Eltern. Mit Arbeitszeiterhöhungen und gleichzeitiger Kürzung bzw Stagnation von
Mitteln für Kinderbetreuungseinrichtungen. Es wird immer mehr von den Eltern
verlangt und immer weniger Unterstützung geboten. Das geht sich irgendwann
einfach nicht mehr aus. Während das Fenster immer kleiner wird, in dem Familien
Zeit für sich haben, steigt aber gleichzeitig immer mehr Anspruch, was in
dieser Zeit geleistet werden soll. „Gute Eltern“ helfen ihren Kindern bei den
Hausübungen und beim Lernen, unterstützen sie bei der Verwirklichung ihrer
Hobbies, beteiligen sich als Familie am gesellschaftlichen Leben und verbringen
außerdem qualitätsvolle Zeit miteinander. Es geht sich einfach nicht aus.

Mein Bild ist
ein anderes: Statt die Herausforderungen für Eltern weiter und weiter zu
vergrößern, müssen wir als Gesellschaft zusammenhelfen, um Kindern und Familien
Halt zu geben. Sei es ein zusätzlicher Urlaubsanspruch für Eltern oder
grundsätzliche Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – es braucht
Maßnahmen, um den wirtschaftlichen Druck von Familien zu nehmen. Gleichzeitig
muss es oberste Priorität, institutionelle Kinderbetreuungseinrichtungen
qualitativ und quantitativ auszubauen. Da geht es natürlich um Kindergärten,
den Ausbau in ländlichen Regionen, die Ausweitung der Öffnungszeiten und die
Reduktion der Schließtage. Es geht aber auch um Ferienbetreuung für Schulkinder
im Sommer, die es flächendeckend, kostenfrei und pädagogisch hochwertig geben
muss, um Familien zu entlasten. Ich mache mir keine Illusionen: Das alles
kostet Geld, ist organisatorisch aufwändig und ein Paradigmenwechsel im Verständnis
davon, wie Familienleben unterstützt werden kann. Es ist jedoch auch die
Möglichkeit zu beweisen, ob die oft beschworene Familienfreundlichkeit mehr ist
als inhaltslose Phrasen in regierungspolitischen Sonntagsreden.