Erinnern sie sich an das Jahr 2003? Damals gab es vieles noch nicht: Facebook, Youtube, Twitter oder das iPhone, Android-Smartphones, Google Maps oder Whatsapp waren alles noch Zukunftsmusik. Was es schon gab, war eine Forderung der Kinderfreunde nach einem „Vaterschutzmonat“ oder „Papamonat“ nach der Geburt eines Kindes, der es berufstätigen Vätern ermöglicht, die ersten Wochen gemeinsam mit der Familie zu verbringen. „Vater sein von Anfang an“ war damals der Slogan. Und auch wenn sich die Welt in diesen 16 Jahren massiv verändert hat, so war eines stets gewiss: Das kategorische Nein der Familienpartei ÖVP. Wir wurden verlacht, beleidigt und abgekanzelt, wie unmöglich, teuer und absolut unnötig eine solche Maßnahme wäre. Wir haben an der Seite der SPÖ-Frauen und vieler anderer Organisationen gekämpft und viele kleine Erfolge erzielt, jedoch nie den großen Wurf geschafft.

Als dann am Sonntag die etwas unbedarfte Sozialministerin eine vollständige Umsetzung in der Privatwirtschaft ankündigte, war mir klar, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Zwar haben sich die Zeiten geändert und selbst der Vizekanzler nimmt das Privileg in Anspruch, die Arbeit vier Wochen lang Arbeit sein zu lassen und sich um seine Familie zu kümmern. Doch die ÖVP ist noch immer die gleiche. Und siehe da, es dauerte nicht lang, bis Wirtschaftskammer und Familienministerium ihre Bedenken formulierten und die Ministerin zurückpfiffen. Ein Rechtsanspruch sei schwierig, vor allem in der Privatwirtschaft, vor allem bei den KMUs, vor allem bei den Mangelberufen. Es ist das gleiche, was wir schon seit Jahren hören: Die unverzichtbaren Männer in der Privatwirtschaft, die sich keine Zeit für ihre Familie nehmen können, weil die Welt ohne sie zusammenbricht. Diese Arbeit müssen folgerichtig ganz einfach die Frauen übernehmen, die gehen dem Arbeitsmarkt nicht so ab, ist halt so, Aus, Punkt, Ende.

Meine Botschaft geht an die Männer dieses Landes: Hört auf, euch so wichtig zu nehmen. Jeder Betrieb verkraftet es, vier Wochen auf einen Jungvater zu verzichten. Wir als Gesellschaft verkraften es, wenn die Männer für diese Zeit ersetzt und vertreten werden müssen. Es gibt in dieser Zeit jemanden, der oder die euch dringender braucht als eure Arbeitgeber/innen. Wer das eingesehen hat, der wird an unserer Seite stehen und unsere Forderungen unterstützen, für die wir seit über 15 Jahren kämpfen. Denn ein Papamonat ist nur dann ein Papamonat, wenn wirklich jeder Mann Anspruch darauf hat. Wenn es nicht nur Privilegierten wie einem Vizekanzler oder Kinderfreunde-Bundesgeschäftsführer möglich ist, diese Zeit in die Familienarbeit einzubringen. Hier darf es kein Wenn und Aber geben und deshalb unterstützen wir auch die Sozialministerin (der/die geneigte Leser/in weiß, dass wir nicht zu ihren größten Fans gehören), wenn sie die Kinderfreunde-Forderung aufgreift und sich für einen Rechtsanspruch auf den Papamonat ausspricht. Vor 15 Jahren war vieles noch Science Fiction, was heute ganz normal ist. Dass wir jede Information der Welt auf unseren Fingerspitzen haben. Dass wir jedes Video der Welt in wenigen Sekunden ansehen können. Dass wir mit allen Menschen vernetzt sein können und dafür unsere Daten und Vorlieben freiwillig einem Großkonzern übergeben. All das war 2003 undenkbar. Das gleiche gilt für das Papamonat. Machen wir ihn zur Normalität. Für alle Familien, für alle Väter, #fürallekinder.